Daniela Ryf knackte die Weltbestzeit von Chrissie Wellington
Die Schweizerin erhielt die Siegermedaille beim DATEV Challenge Roth powered by hep durch ganz besondere Hände überreicht
ROTH. Daniela Ryf und Anne Haug waren sich vor dem DATEV Challenge Roth powered by hep einig: Wer den Triathlon-Klassiker diesmal gewinnt, muss eine neue Weltbestzeit aufstellen und die inzwischen zwölf Jahre alte Marke von Chrissie Wellington unterbieten. Beide Hawaii-Siegerinnen hatten Roth schon zwei Mal in Roth gewonnen: die 36-jährige Schweizerin 2016 und 2017, die 40-jährige Lokalmatadorin aus Bayreuth 2021 und 2022. Fragte sich nur, wer das Rennen diesmal macht. Letztlich war es bereits auf der Radstrecke ein Alleingang von Daniela Ryf, die in 8:08:21 Stunden fast 13 Minuten vor Anne Haug im Ziel ankam.
„Es war für mich ein ganz spezieller Tag“, freute sich die fünffache Ironman-Weltmeisterin aus der Schweiz nach dem Rennen. „Das Feld war gigantisch stark. Die 8:08 Stunden haben sich angefühlt wie zwei Stunden. Es war zwar hart, aber ich hatte die besten Füße beim Schwimmen.“ Schon zwei Mal habe sie zuvor versucht, die Weltbestzeit von Chrissie Wellington zu knacken. „Ich dachte mir: Wenn ich das heute nicht schaffe, dann nie. Doch dann habe ich mich gefühlt, als ob ich über die Strecke fliege.“ Zumindest auf der Radstrecke schien Daniela Ryf tatsächlich Flügel zu haben, schließlich unterbot sie ihre eigene Radbestzeit auf dem zwei mal 90 Kilometer langen Rundkurs durch den mittelfränkischen Landkreis Roth.
Obwohl die Weltbestzeit bereits während der Radstrecke greifbar nahe schien, habe sich Ryf darauf nicht fokussiert, sondern darauf, die Konkurrenz zu schlagen. „Das hat mir geholfen, über mich hinauszuwachsen.“ Bei ihrem letzten Rennen auf Ibiza sei sie gut vorbereitet gewesen und habe ein schlechtes Rennen absolviert. „Ich war mir daher nicht sicher, ob ich das heute heimlaufen kann. Es hat aber geklappt.“ Das war auch deshalb nicht gewiss, weil sie nach einem guten Saisonstart vor knapp zwei Monaten ein Virus aus dem Tritt gebracht habe. „Die letzten beiden Wochen ist es dann wieder gut gelaufen, so dass ich schon zuversichtlich war.“ Bereits auf dem Rad hatte sich die Schweizerin einen so großen Vorsprung erarbeitet, der für ihre Konkurrentinnen uneinholbar war. Im Ziel strahlte die nun dreifache Roth-Siegerin daher überglücklich: „Es war ein perfekter Tag. Das war meine beste Leistung, die ich jemals gezeigt habe.“
Die „Klassen-Oma“ will 2024 erneut starten
Vorjahressiegerin Anne Haug zeigte sich deshalb über den zweiten Platz durchaus zufrieden: „Ich habe alles aus meinem Körper geklopft, was man klopfen kann. Daniela war von einem anderen Stern. Deshalb fühlt sich der zweite Platz wie ein Sieg an.“ Beim Schwimmen und beim Radfahren habe die Bayreutherin beißen müssen. „Man hat seine eigene Leistung in der Hand. Ich habe alles gegeben, was ich geben kann. Deshalb bin ich zufrieden – und auch glücklich wegen der Stimmung. Den Solarer Berg sieht man ja zum Beispiel gar nicht. Bei all den Zuschauern wird man irgendwann einfach oben ausgespuckt.“ Dieses Jahr werde in jedem Fall nicht ihr letzter Start in Roth gewesen sein: „Ich bin jetzt zwar die Klassen-Oma“, scherzte die 40-Jährige. „Ich sehe aber noch keinen Grund, warum ich aufhören sollte.“
Bei diesem Weltklasse-Feld war es für Laura Philipp ein enormer Erfolg, als Dritte aufs Podium zu kommen. „Es war ein unglaublich harter Tag für mich“, bilanzierte die 36-Jährige. „Persönlich hatte ich nicht den besten Tag. Ich war viel alleine unterwegs.“ Schon beim Schwimmen im Main-Donau-Kanal hat sie den Anschluss an die Spitzengruppe verloren, auch auf der Radstrecke musste sie viel alleine kämpfen. „Mit dem dritten Platz habe ich aber immerhin eine der drei Hawaii-Siegerinnen hinter mir gelassen.“ Tatsächlich ist die Erste aus dem Jahr 2022, Chelsea Sodaro aus den USA, auf der Laufstrecke ausgestiegen.
„Es ist Wahnsinn, was vom Schwimmstart bis zum Ziel los war“, meint Laura Philipp. „So eine Begeistertung habe ich noch nie erlebt.“ Auch deshalb sei es ihr gelungen, ihr Ding zu machen und nicht aufzugeben. Über die Siegerin Daniela Ryf sagt sie nur anerkennend: „Daniela hat ein neues Zeitalter eingeläutet. Das war eine mega Performance. Jetzt müssen wir alle nach Hause gehen und schauen, was wir besser machen können.“ Die bisherige Weltbestzeit-Halterin Chrissie Wellington war als Besucherin diesmal übrigens in Roth vor Ort und ließ es sich nicht nehmen, Daniela Ryf die Siegermedaille zu überreichen. Zuvor hatte Wellington bereits orakelt: „Die Weltbestzeit wird fallen. Da bin ich mir sicher. Ich habe sie lange genug gehalten. Ich bin so happy, dass ich dabei bin, wenn sie heute geknackt wird.“